STRESSVERARBEITUNG NACH BELASTENDEN EINSÄTZEN (SvE)
Psychische Belastungen im Feuerwehrdienst – Unterstützung durch das SvE-Team Innsbruck-Land
Feuerwehrmitglieder sehen sich in Ausübung ihres Dienstes mit einer Vielzahl belastender Ereignisse konfrontiert – etwa bei Brandeinsätzen, schweren Verkehrs- und Arbeitsunfällen, (Natur-)Katastropheneinsätzen, Großschadensereignissen oder möglicherweise auch bei Übungen oder kameradschaftlichen Anlässen. Dabei kann es zu schwersten Verletzungen oder Todesfällen kommen – sowohl bei fremden Personen als auch bei Menschen aus dem eigenen Umfeld, im schlimmsten Fall bei Feuerwehrmitgliedern.
Solche Ereignisse können eine starke psychische Belastung für die Einsatzkräfte darstellen und Symptome bzw. Reaktionen wie wiederkehrende Sinneseindrücke (Bilder, Geräusche, Gerüche, etc.), Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Angstzustände, uvm. auslösen. Starke psychische Reaktionen nach belastenden Einsätzen sind normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse – sie zeigen, dass die Psyche auf das Erlebte reagiert und verarbeitet. Solche Reaktionen können sehr unterschiedlich ausfallen, je nach individuellen und situativen Faktoren, Erfahrung oder Einsatzverlauf.
Fakt ist: Werden diese seelischen Belastungen nicht erkannt und bearbeitet, können daraus ernsthafte und langfristige psychische Beeinträchtigungen entstehen.
Symbolbild
Das SvE-Team hilft
Unter dem Leitsatz „Hilfe für den Helfer“ wurde im Jahr 2002 beim Landes-Feuerwehrverband Tirol das Sachgebiet „Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen“ (SvE) ins Leben gerufen. Bereits kurz nach der umfangreichen Ausbildung der ersten Kameraden waren diese bei Einsätzen im Bezirk Innsbruck-Land aktiv tätig. Ein vergleichbares Konzept ist etwa vom Roten Kreuz bekannt – dort jedoch unter dem Begriff Krisenintervention, mit dem Fokus auf die Betreuung von Angehörigen verletzter oder verstorbener Personen. Im Unterschied dazu richtet sich die SvE-Arbeit gezielt an Einsatzkräfte selbst.
Im Jahr 2024 wurde vom Landes-Feuerwehrverband Tirol eine Ausbildung für interessierte Feuerwehrmitglieder initiiert – mehr dazu unter SvE-Peer: Abschlussprüfung erfolgreich. Dadurch stehen uns nun eine Kameradin und vier Kameraden im Bezirk für diese Tätigkeit zur Verfügung:
LM Susanne Wild, MSc
Teamleitung
Patsch
OBR Reinhard Kircher
SvE-Peer
Axams
OBI Reinhold Metz
SvE-Peer
Absam
BM Dominic Stroj, BSc
SvE-Peer
Telfs
FM Martin Hofer
SvE-Peer
Sistrans
Wir helfen, auch über Grenzen hinweg:
Im Bezirk Innsbruck gibt es aktuell nur eine Kameradin, die die Ausbildung zum SvE-Peer abgeschlossen hat und damit für die Tätigkeit zur Verfügung steht. Deshalb wird bei Einsätzen in der Landeshauptstadt bei Bedarf auch auf unser Team zurückgegriffen. Diese Zusammenarbeit ist für uns selbstverständlich – wenn jemand Hilfe braucht, gibt es keine Grenzen.
Peer´s - Hilfe auf Augenhöhe
Die SvE-Arbeit wird von diesen speziell geschulten „Peers“ durchgeführt. Diese Bezeichnung stammt aus dem Englischen und bedeutet „Ebenbürtige“ oder „Gleichgesinnte“. Ein Peer kommt aus den eigenen Reihen und ist aktives Mitglied einer Hilfsorganisation (z. B. Feuerwehr, Polizei, Rotes Kreuz, Bergrettung oder Bundesheer) und kennt die Einsatzrealität aus eigener Erfahrung.
Nach einem belastenden Ereignis kann, je nach Bedarf, in einem zeitlichen Abstand ein strukturiertes Nachgespräch mit den am Geschehen beteiligten Mitgliedern stattfinden. Dieses erfolgt entweder in Form eines Einzel- oder Gruppengesprächs. Bei Gruppengesprächen sind neben den Peers auch psychologisch geschulte Fachkräfte – meist die Teamleitung – anwesend. In mehreren Phasen wird das Erlebte reflektiert.
Typische Fragen dabei sind:
- Wie wurdest du alarmiert?
- Was war deine Funktion bzw. Tätigkeit im Einsatz?
- Was hat dich besonders beschäftigt oder belastet?
Ziel ist es, Raum für Austausch zu schaffen, Unsicherheiten auszuräumen, das Erlebte zu verarbeiten und das Gefühl von Zusammenhalt in der Gruppe zu stärken.
Symbolbild
Führungskräfte in besonderer Verantwortung
Während und nach belastenden Einsätzen sind insbesondere Führungskräfte wie Gruppenkommandanten, Zugskommandanten, Kommandant-Stellvertreter oder Kommandanten – vor allem jedoch der jeweilige Einsatzleiter – gefordert. Eine gute Beobachtungsgabe im Umgang mit den Einsatzkräften ist hierbei von großem Wert. Bereits ein gemeinsames Gespräch im Aufenthaltsraum direkt nach dem Einsatz kann erste Hinweise auf mögliche psychische Belastungen geben. Werden dabei Anzeichen erkennbar, steht das SvE-Team im Bezirk Innsbruck-Land unter der Leitung von LM Susanne Wild, MSc jederzeit gerne zur Verfügung.
Anforderung des SvE-Teams
Eine Anforderung kann von jedem ausgehen, egal welche Funktion in einem Einsatz ausgeübt wurde (ob Kommandant, Einsatzleiter oder Mannschaft etc.) und kann über die unten genannten Peers direkt erfolgen, über den BFK, den BFI, die Leitstelle Tirol, den SvE-Leiter im Landesverband oder über den Landes-Feuerwehrarzt. Wir bieten Gruppengespräche (wenige Tage nach dem Einsatz als Aufarbeitung des Erlebten im Einsatz), Einzelgespräche (jederzeit bei Bedarf nach einem belastenden Einsatz) und einen Einsatzabschluss (wenige Stunden nach dem Einsatz als eine Art Einsatznachbesprechung) an.
Kontakte:
- BFK OBR Thomas Reiner
- BFKSTV BR Martin Hellbert
- BFI Michael Neuner
- LM Susanne Wild, MSc, Leitung: +43 650 24 88 399
- OBR Reinhard Kircher, Peer: +43 664 52 32 360
- OBI Reinhold Metz, Peer: +43 676 84 05 32 451
- BM Dominic Stroj, BSc, Peer: +43 699 18 47 45 14
- FM Martin Hofer, Peer: +43 664 26 10 893
Der weitere Meldeweg bis hin zum Sachgebietsleiter auf Landesebene, Mag. Bernhard Geyer, erfolgt automatisch.
Weitere Informationen über diese Einrichtung sind auch auf der Website des Landes-Feuerwehrbandes Tirol zu finden.
